Die Entwicklung des Kindes im 2. Lebensjahr | kinder.de (2024)

Ihr 1-jähriges Kind ist noch sehr schutzbedürftig und oftmals von Alleinseins-Ängsten geplagt. Gleichzeitig beginnt für Kleinkinder in diesem Alter aber auch die Entdeckungsfreude mit dem Drang, ihre Umwelt zu erkunden.

Kindliche Angst

Kinder fürchten sich vor vielen Dingen, doch die größte Angst Ihres Kindes ist, allein gelassen zu werden. Besonders bei Kindern zwischen 9 und 18 Monaten, also mit dem Beginn des Krabbelalters, scheint diese Angst besonders stark zu werden.

Wenn Ihr Kind Ihnen oft von Raum zu Raum folgt, sich häufig eng an Sie schmiegt, häufiger weint oder quengelt, bei jeder Gelegenheit seine Hand in die Ihre legt oder ganz besonders artig ist, um Ihnen eine Freude zu machen, können Sie vermuten, dass sein Verhalten auch durch Ängste motiviert ist.

Ursachen

Der Grund für die steigende Angst ist in der naturgegebenen Entwicklung Ihres Kindes begründet: In den letzten Monaten hat es gewaltige Fortschritte gemacht, es kann sich fortbewegen und hat einen bescheidenen Wortschatz aufgebaut. Ihr Kind wird – natürlich nur im bescheidenen Maße – immer unabhängiger von Ihrer Person.

Auf der einen Seite begrüßt Ihr Kind diese Entwicklung, es will unabhängig sein und nicht unter Ihrer absoluten Kontrolle stehen. Aus diesem Wunsch heraus resultiert ein Konflikt: Denn genauso stark, wie sich Ihr Kind Unabhängigkeit wünscht, genauso heftig spürt es, wie sehr es Sie braucht!

Ihr Kind ist hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis nach Eigenständigkeit und Hilfsbedürftigkeit. Ein Baby hat lange Zeit das wohlige Gefühl, dass es mit der Mutter immer noch eine Einheit bildet. Beginnt nun das Kleinkind zu krabbeln, bemerkt es immer mehr, dass Mutter und Kind zwei getrennte Einheiten sind. Ist es da nicht selbstverständlich, dass Ihr Kind sich ängstigt?

Ähnliche Ängste bei Erwachsenen

Viele Erwachsene reagieren in Extremsituationen ähnlich: Die Isolationsangst gehört zu den stärksten Ängsten auch im Erwachsenenleben. Zerbricht beispielsweise eine Beziehung oder Freundschaft oder geht der Arbeitsplatz verloren, müssen auch viele Erwachsene durch eine Phase tiefer Verunsicherung und Angst. Häufig fallen Sie dabei sogar auf eine frühere Entwicklungsstufe zurück, werden hilflos und ängstlich, sehnen sich nach mehr Zuwendung und Bemutterung. Genau so geht es Ihrem Kind!

Viele Kinder brechen in Tränen aus und erscheinen untröstlich, sobald die Mutter den Raum verlässt. Verlieren Sie die Mutter aus den Augen, beschleicht Sie die Panik, dass diese geliebte Person für immer gehen könnte.

Die Welt der Kinder

Kinder leben in einer ganz eigenen Welt mit anderen Naturgesetzen: Sie nehmen zum Beispiel „Zeit“ ganz anders war. Für Kinder können wenige Minuten eine Ewigkeit sein. Sie können Ihrem Kind versprechen, dass Sie sogleich wieder da sein werden.

Da für Ihr Kleinkind der Begriff der Zukunft nicht relevant ist, sondern allein die Gegenwart zählt, wird es sich dennoch grenzenlos verlassen fühlen. Auch wenn ein Babysitter oder eine nahestehende Person die Betreuung übernimmt, ist Ihr Kind doch in dieser Zeit häufig so stark auf die Mutter fixiert, dass ihm dieser Ersatz kein Trost sein kann.

Doch Kleinkinder beginnen nicht nur zu weinen; wenn Sie sich verlassen fühlen können sie auch ausgesprochen ärgerlich und aggressiv werden. Angst und Wut sind Reaktionen der Hilflosigkeit. Vielleicht haben Sie auch in Ihrem eigenen Leben schon beobachtet, dass Sie auf diese Weise reagieren, wenn es nicht in Ihrer Macht steht, etwas zu verändern oder die Kontrolle über eine Situation zu behalten.

Das Kind verstehen

Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen und seine Gefühlslage zu verstehen. Nehmen Sie seine Angst oder Wut nicht persönlich. Erkennen Sie an, dass sich die Reaktionen Ihres Kindes nicht auf Sie als Person beziehen, sondern aus der zwiespältigen Lage eines sich entwickelnden Kindes resultiert, das zwischen dem Wunsch nach Unabhängigkeit und der Angst verlassen zu werden, hin und her schwankt.

Angst vorm Verlassenwerden

Die Angst vor dem Verlassenwerden ist ein natürlicher Prozess, den jedes Kind mit zunehmender Eigenständigkeit durchlaufen muss. Dieser innere Konflikt wird immer auftreten! Sie können Ihrem Kind jedoch helfen, eine Trennung leichter zu verkraften

Unterstützung

Zunächst sollten Sie sich trotz allem Ärger und Frustration freuen. Auch, für den Fall, dass es immer wieder eine Prozedur sein sollte, wenn Sie sich für einen Augenblick etwas anderem als Ihrem Kind zuwenden möchten, sollten Sie es doch als eine Art Kompliment auffassen, dass Ihr Kind Sie nicht gehen lassen will. Denn wenn es Ihr Kind nicht so schön und liebevoll bei Ihnen hätte, warum sollte es dann weinen?

Akzeptieren Sie diesen mit Gesetzmäßigkeit auftretenden Konflikt, der aus dem Bedürfnis nach Unabhängigkeit und der gleichzeitigen Angst vor dem Verlassenwerden entspringt. Bedenken Sie: wirkliche Unabhängigkeit kann nur dort erwachsen, wo Ihr Kind sich frei fühlt, die Welt „erobert“ und seine Fähigkeiten entfaltet – und dabei gleichzeitig ein beständiges Gefühl der Sicherheit hat.

Es hilft also nichts, wenn Sie dem Unabhängigkeitsstreben Ihres Kindes freien Lauf lassen. Wenn Sie Ihr Kind für längere Zeit allein in seinem Zimmer lassen, wird es davon nicht selbstständiger – sondern ängstlicher, wütend, frustriert. Wenn Sie Ihr Kind hingegen zu sehr bemuttern, ihm ein Höchstmaß an Sicherheit bieten oder aufdrängen, dann wird es ebenso frustriert reagieren. Unterstützen Sie den Freiheitsdrang Ihres Kindes, aber seien Sie immer und uneingeschränkt für es da, wenn es Ihre Hilfe, Ihren Schutz oder Ihre Zuneigung braucht.

Geben Sie ihm dann aber auch das Gefühl, dass es völlig in Ordnung ist, wieder mehr Unabhängigkeit anzustreben.Manchen Müttern gefällt die Schutzbedürftigkeit Ihres Kindes so gut, dass Sie Ihrem Kind unbewusst das Gefühl geben, die Bemutterung sei der eigentlich „richtige“ Zustand. Sie wollen das Kind nicht mehr so schnell loslassen, wenn es wieder hinaus in die Welt oder auch nur in das Nebenzimmer will. Das mag unter Umständen daran liegen, dass diese Mütter Ihre eigene Isolationsangst noch nicht bewältigt haben.

Problem: Loslassen

Wenn es Ihnen schwer fällt, Ihr Kind loszulassen, zum Beispiel wenn Sie es dem Baby-Sitter anvertrauen, dann bemühen Sie sich, Ihrem Kind Ihre wahren Gefühle zu verbergen. Machen Sie ein fröhliches Gesicht, geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass alles okay ist und eine Trennung für Sie kein Grund zu Angst ist.

Wenn Sie bemerken, dass die Angst Ihres Kindes plötzlich außergewöhnlich stark ist, sollten Sie ihm ganz besonders viel Aufmerksamkeit und Liebe schenken. Behandeln und umsorgen Sie Ihr Kind, als sei er wirklich krank. Manche Kinder brauchen die Rückkehr in die Symbiose, um anschließend mit neuen Kräften und mit einem größeren Sicherheitsgefühl „aufgetankt“ das Abenteuer „Entwicklung“ voranzutreiben.

Versuchen Sie aber niemals die Angst Ihres Kindes klein zu reden! Auch, wenn die Ängste Ihres Kindes für Sie irrational und grundlos erscheinen – Ihr Kind erlebt sie als real und leidet sehr intensiv! Die Angst Ihres Kindes ist in seinen Augen außerdem sehr vernünftig: Wer wird für es sorgen, wenn Sie gegangen sind? Ein Kind kann weder physisch noch emotional für sich selbst sorgen. Sie sind sein Bezugspunkt, sein Vermittler zur großen weiten Welt. Es will nicht auf Sie verzichten.

Irrationale Angst

Angst ist ein überwältigendes Gefühl, das nicht zu steuern ist.
Da Ihr Kind den Unterschied zu gestern, heute und morgen nicht so genau kennt, helfen ihm auch keine Erklärungen.

Vielleicht kennen auch Sie diese sogenannten irrationalen Ängste: Angst vor Höhen, zu engen Räumen oder weiten Plätzen. Mit Vernunft ist diesen Gefühlen nicht gegenzusteuern. Erwarten Sie nicht das Unmögliche von Ihrem Kind! Frustrieren Sie Ihr Kind nicht und untergraben Sie nicht sein Vertrauen zu Ihnen, indem Sie seine Ängste nicht ernst nehmen.

Abschiede erleichtern

Ihr Kind wird im 2. Lebensjahr zunehmend ängstlich darauf reagieren, wenn Sie sich für kurze Zeit von ihm trennen möchten. Diese Angst vor dem Verlassenwerden erlebt jedes Kind und kann zu dramatischen Situationen führen. Doch Sie können die Angst Ihres Kindes mildern.

Ihre eigene Einstellung nimmt Einfluss darauf, wie gut und wie schnell Ihr Kind lernt, mit seinen Ängsten umzugehen, bzw. wie stark Sie empfunden werden. Wenn Sie selbst zuversichtlich sind und Vertrauen haben, werden auch die Zuversicht und das Vertrauen Ihres Kindes wachsen. Ihre Fröhlichkeit wird die Tränen Ihres Kindes trocknen. Wenn Sie selbst angstfrei sind, wird es Ihrem Kind helfen, sich von seinen Ängsten zu befreien. Ihre Ermutigungen werden Ihrem Kind das Gefühl geben, selbstständig und kompetent zu sein.

Tipps

Um der Isolationsangst Ihres Kindes zu begegnen, gibt es einige Dinge, die Sie beachten sollten: Spielen Sie mit Ihrem Kind ruhig häufiger Verstecken: Damit vermitteln Sie Ihrem Kind auf spielerische Weise, dass ein Weggehen auch mit einem Wiederkommen verbunden ist.

Zeigen Sie Ihrem Kind, wie sehr Sie es lieben. Wenn Sie fortgehen müssen, sagen Sie ihm, wie sehr Sie es vermissen. Sagen Sie Ihrem Kind, wie stolz Sie darauf sind, wie brav es war, wenn Sie wieder heimkehren. Versuchen Sie, die Ängste Ihres Kindes zu verstehen und es ihm damit leichter zu machen, damit beeinflussen Sie auch die Dauer und Intensität der kindlichen Angst.

Beziehen Sie Ihren Babysitter in eine freudvolle Aktivität, wie etwa den Spielplatzbesuch, mit ein, wenn Sie dabei sind. So lernen sich die beiden vorab kennen und Ihr Kind wird sehen, wie viel Spaß das Zusammensein mit dem Babysitter verspricht.

Der Abschied auf Seiten des Kindes

Es wird Ihrem Kind leichter fallen, wenn es Sie zurücklässt als andersherum.
Sofern eine Aktivität außerhalb des Hauses geplant ist, lassen Sie den Babysitter und Ihr Kind zuerst das Haus verlassen. Wenn Sie nach der Rückkehr Ihres Kindes aber nicht zu Hause sein sollten, informieren Sie Ihr Kind darüber, sonst wird es enttäuscht sein.

Manchmal hilft es auch, wenn Sie eine Videoaufzeichnung von sich parat haben. Wenn Sie nicht zu Hause sind, kann Ihr Babysitter das Band abspielen, auf dem Sie zum Beispiel ein Gedicht vorlesen oder ein Schlaflied singen. Wenn Sie nach Hause kommen und es ist noch nicht Nacht, dann unternehmen Sie mit Ihrem Kind noch etwas Schönes. Führen Sie dies als Ritual ein, worauf sich Ihr Kind freuen und verlassen kann.

Wenn Sie zum ersten Mal einen Babysitter buchen, bleiben Sie nicht zu lange fort. Ihr Kind muss sich nach und nach daran gewöhnen und wird so auf Dauer auch eine längere Abwesenheit besser verkraften.

Der Babysitter

Bedenken Sie, dass ein fremder Mensch, der Ihr Kind zeitweise betreut, Ihr Kind mehr ängstigen könnte. Suchen Sie lieber etwas länger nach einem geeigneten Babysitter, bis Sie sich sicher sind, dass Ihr Kind und der Babysitter sich mögen.

Vorteilhaft ist es, wenn Sie immer auf ein und denselben Babysitter auch auf Dauer zurückgreifen können, ohne dass Ihr Kind zu viele Wechsel erlebt. Wenn möglich, geben Sie Ihrem Kind und dem Babysitter im Vorfeld zweimal eine Stunde Zeit, sich kennen zu lernen. Bestellen Sie den Babysitter, wenn es ernst wird, ruhig eine halbe Stunde vorher zu sich. So hat Ihr Kind nicht das Gefühl, zwischen Tür und Angel übergeben zu werden.

Abschieds-Rituale

Auch mit der Einführung einiger Rituale können Sie Ihrem Kind den Abschied erleichtern: Geben Sie Ihrem Kind immer ein und dasselbe Lieblingsstofftier in die Hände, wenn Sie gehen. Tauschen Sie mit Ihrem Kind eine feste Reihenfolge von Zärtlichkeiten aus: Küssen, Streicheln, Winken, Luftküsse.

Lassen Sie dieses Ritual aber nicht zu lang werden, denn Sie müssen bedenken, dass Sie es in der nächsten Zeit immer anwenden werden. Vielleicht mag dieses Ritual bei den ersten Verabschiedungen noch nicht sonderlich Wirkung zeigen, aber auf Dauer wird sich Ihr Kind sicherer fühlen. Verabschieden Sie sich von Ihrem Kind in heiterer Stimmung. Kinder erahnen leicht die Stimmung der Eltern. Wenn Sie besorgt von dannen gehen, wird Ihr Kind besorgt und unruhig auf Sie warten!

Entdeckungsfreude

Es gehört zur Entwicklung Ihres Kindes, dass es immer mobiler und entdeckungsfreudiger wird. Spätestens wenn es zu laufen beginnt, ist nichts mehr vor ihm sicher. Für Ihr Kind ist dies eine sehr notwendige Phase, denn es will mit allen 5 Sinnen die Welt begreifen. Wenn etwas in das Blickfeld Ihres Kindes gerät, das sein Interesse weckt, dann will es diesen Gegenstand anfassen, ihn genau betrachten, ihn behorchen und in den Mund stecken.

Um die Welt zu erforschen, möchte Ihr Kind das Objekt genau erkunden: Wie groß es ist, was man damit machen kann oder worin es sich von anderen Gegenständen unterscheidet.

Die Umwelt entdecken

Spätestens in der Mitte des 2. Lebensjahres wird Ihr Kind womöglich auch ein Faible entwickeln, Dinge zu sortieren. Doch zunächst werden mit den verschiedensten Dingen Experimente angestellt: Was geschieht, wenn ich den Kochlöffel auf den Boden werfe? Ist der Stuhl zu schwer, um ihn zu bewegen? Passt das Spielzeugauto in die Vase?

Bei der Erforschung der Umwelt wird ganz gewiss auch etwas zu Bruch gehen, sicherlich wird Ihr Kind sich einmal wehtun. Und deshalb ist es so besonders wichtig, dass Sie Ihre Wohnung kindersicher gestalten, damit es nicht zu ernsten Unfällen kommt!

Kindersichere Wohnung

Durch Ihre Vorsorge beugen Sie nicht nur Unfällen vor, sondern verhelfen Ihrem Kind zu einer wichtigen Erfahrung. Selbstverständlich können Sie immer dabei stehen und Ihr Kind mit einem scharfen „Nein“ vor Gefahren retten. Doch dies widerspricht dem Bedürfnis Ihres Kindes. Es verliert womöglich die Lust auf Entdeckungen und Experimente.

Ein Kleinkind versteht mittlerweile mehr, als man meinen könnte. Zwar kann es sich selbst nur sehr unzureichend artikulieren, doch Ihre Worte versteht Ihr Kind mittlerweile ganz gut, besonders wenn Sie Ihre Worte durch starke Gesten unterstreichen und einen expressiven Tonfall annehmen. Warnen Sie also Ihr Kind vor Gefahren nicht durch umständliche Erklärungen, sondern mit schlichten Worten: „Vorsicht! Das ist heiß!“

Bevor Ihr Kind zu Krabbeln beginnt, müssen Sie Ihre Wohnung kindersicher gestalten. Gehen Sie jedes Zimmer durch. Versuchen Sie, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen. Überlegen Sie, welche Gegenstände für Ihr Kind attraktiv sein könnten, aus welcher Perspektive es die Wohnung betrachtet.
Kriechen Sie auch ruhig einmal durch die Wohnung!Eine Wohnung kindersicher zu gestalten ist natürlich niemals vollständig möglich. Aber je mehr Gefahrenquellen Sie aus dem Weg räumen, desto freier können Sie und Ihr Kind sich fühlen. Da keine Wohnung von allen Gefahren befreit werden kann, halten Sie dennoch immer ein Auge auf Ihr Kind.

Kinder brauchen Grenzen

So sagen Sie richtig NEIN! Kinder müssen soziales Verhalten und Gefahren erkennen lernen. Als Eltern ist Ihnen mit dem Wort „NEIN“ ein Mittel, dies zu erreichen, gegeben.

Der Ton macht die Musik

Wenden Sie ein Nein immer ohne den Beigeschmack von Nörgelei oder Ärger an. Ein klares, sicheres Nein garantiert Ihnen, dass Ihr Kind begreift, worum es Ihnen geht. Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen Sie selbst voller Angst und Schrecken sind, beispielsweise wenn Sie Ihr Kind im letzten Augenblick vor dem Betreten einer stark befahrenen Straße bewahren. Doch auch hier versteht Ihr Kind ein klares Nein besser, Furcht und Panik führen zur Verwirrung: Ihr Kind begreift nicht, was es falsch gemacht hat.

Auch ist es möglich, dass Sie sich so stark über Ihr Kind ärgern, dass Sie Ihre eigenen Aggressionen nicht im Griff haben. Ergreifen Sie aber anschließend unbedingt die Gelegenheit, wieder mit Ihrem Kind versöhnlich umzugehen, damit Ihre gute Beziehung nicht dauerhaft gestört wird und Ihr Kind begreift, dass auf Sturm auch wieder rasch heitere Tage folgen.

Bedenken Sie immer:

Ihr Kind kennt noch nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse, guten und schlechten Verhalten. Es ist in den meisten Situationen arglos und folgt nur seinen Affekten. Wenn Sie dies bedenken, haben Sie auch keinen Grund, wütend auf Ihr Kind zu sein. Sicherlich gibt es Situationen, in denen Sie wütend werden und durchgreifen müssen, wenn ein Nein nicht mehr ausreicht.

Erklären Sie aber Ihrem Kind, warum Sie ihm die Steine wegnehmen, mit denen es gerade ein anderes Kind beworfen hat. Ihr Kind wird vermutlich Ihre Worte nicht verstehen. Aber diese Erklärung ist der Grundstein dafür, dass es nach und nach den Sinn Ihrer Worte und Handlungen verstehen wird, dass es zwischen richtig und falsch zu unterscheiden lernt.

Ihr Kind ist neugierig und will die Welt um sich herum entdecken. Gehen Sie deshalb mit Ihren Neins sparsam um. Zu viele Verbote und Einschränkungen können Ihr Kind frustrieren. Es verliert die Lust an seiner Umgebung, hört auf zu lernen. Manche Kinder beginnen bei einem Nein zu weinen. Sie empfinden diese Situation als schweren Konflikt. Einerseits wollen sie ihren Bedürfnissen nachgehen, andererseits wollen sie Sie – den Menschen, den sie lieben – nicht verärgern.
Geben Sie Ihrem Kind immer das Gefühl, dass Sie es lieben, auch wenn Sie Nein sagen. Erklären Sie ihm, dass Ihr Nein nur dazu da ist, es vor Gefahren zu schützen oder zu verhindern, dass es sich selbst oder anderen weh tut.

Hilft Bestrafung?

Die Antwort ist ein klares Nein. Kinder im 2. Lebensjahr sind nicht in der Lage, einen Zusammenhang zwischen ihrem eigenen Verhalten und einer Bestrafung zu erkennen. Dies ist allein daraus ersichtlich, dass es Dinge, für die ihm Strafe angedroht wird, trotzdem tut oder sogar wiederholt tut – einfach, weil es den Zusammenhang nicht begreift.

Strafe wird lediglich als ungerecht und grausam betrachtet. Schläge sind ohnehin völlig unangebracht. Ihr Kind begreift nicht, wofür es eine Bestrafung verdient hat, wird ängstlich und gehemmt: Denn woher soll es wissen, ob nicht auch auf andere Unternehmungen Strafe droht?

Schlafenszeit

Ein Kleinkind braucht noch sehr viel Schlaf. Insgesamt kann das tägliche Pensum bis zu 14 Stunden betragen. Dieses Schlafpensum wird freilich nicht an einem Stück absolviert, ein oder zwei Tagesschlummer sind nötig. Manche Kinder brauchen nur einen Mittagsschlaf, manche Zwei.

Zu Problemen mit dem Schlafen kann es kommen, wenn Ihr Kind unter großer Isolationsangst leidet oder wenn es den ganzen Tag aktiv ist, sodass es ihm schwer fällt, genügend zu entspannen, um einzuschlafen. Aber auch unter normalen Umständen ist es oft nicht leicht, ein Kind zum Schlafen zu bringen.

Jedes Kind ist anders

Die Schlafdauer variiert von Kind zu Kind, es können darüber keine pauschalen Angaben gemacht werden. Grundsätzlich lässt sich jedoch beobachten, dass Kleinkinder in der Regel eine Stunde weniger schlafen, als sie dies in der Baby-Zeit taten. Wenn Ihr Kleinkind aber im Baby-Alter ein Kurzschläfer war, kann es sein, dass es nun als Kleinkind mehr Schlaf benötigt. Um ein Kind zum Schlafen zu bringen, ja mehr noch: Es auf Dauer ohne langwierige elterliche Unterstützung einschlafen zu lassen, bedarf es dreierlei: Disziplin, Routine und feste Schlafenszeiten.

Routine

Bei der Routine handelt es sich um das, was Sie wahrscheinlich ohnehin jeden Abend machen: Sie machen Ihr Kind bettfertig, Sie wiegen es, Sie singen oder erzählen eine Geschichte. Die Routine ist wichtig, damit sich Ihr Kind durch ein Ritual geborgen und angstfrei fühlen kann. Feste Schlafenszeiten erfüllen einen ähnlichen Sinn.

Wesentlich ist, dass Sie sich wirklich nach Ihrem Kind richten und Ihren Tagesablauf darauf abstimmen. Dazu ist es natürlich sinnvoll, dass Sie selbst einen strukturierten Tag haben. Für eine funktionierende Schlafroutine ist es wichtig, dass Sie Ihr Kind immer zur selben Zeit ins Bett bringen und nicht 2 Stunden später, weil Sie vorher keine Zeit hatten oder mit Ihrem Kind unterwegs waren.

Disziplin

Damit Ihr Kind auf Dauer durchschlafen kann bzw. auch ohne Ihre Hilfe wieder einschläft, brauchen Sie Disziplin und das ist gar nicht so einfach, was viele Eltern wohl bestätigen können. Ziel Ihrer Bemühungen sollte es sein, dass Ihr Kind nach dem nächtlichen Erwachen wieder allein einschläft, doch der Weg dahin ist lang, denn bisher hat es sich an Ihre Nähe und Ihre Hilfe gewöhnt.

Sollten Sie Ihr Kind also einfach schreien lassen? Nein, ganz sicher nicht. Ihr Kind braucht das Gefühl, dass Sie für es da sind, wenn es Sie braucht. Entweder wird Ihr Kind jede Nacht noch viel verzweifelter schreien – und dies vielleicht für Jahre – oder frustriert und apathisch den Vertrauensverlust zu Ihnen hinnehmen. Sollen Sie also Ihre eigene Nachtruhe auf Stunden unterbrechen und Ihr Kind in den Schlaf zurück wiegen? Nein, denn auch das ist auf Dauer kein Weg, weder für Sie als Eltern, noch für Ihr Kind.

Tipp zum Wiedereinschlafen

Üben Sie also einen Kompromiss zwischen diesen beiden Extremen. Wenn Ihr Kind in der Nacht schreit, warten Sie nicht weniger aber auch nicht länger als fünf Minuten, bis Sie sein Zimmer betreten. Nehmen Sie Ihr Kind nicht auf den Arm, lassen Sie es in seinem Bettchen, es sei denn, die Windel ist voll. Bleiben Sie für eine Minute bei Ihrem Kind und geben Sie ihm Sicherheit durch Ihre Anwesenheit und einige beruhigende Worte. Sagen Sie dann gute Nacht und gehen Sie aus dem Raum. Wiederholen Sie diesen Vorgang, sobald Ihr Kind wieder schreit.

Bei dieser Übung geht es darum, dass Ihr Kind begreift, dass es sich auf Sie verlassen kann, dass Sie da sind, wenn es Sie braucht. Für diese Übung benötigen Sie Disziplin: Es ist gar nicht so einfach, ein verzweifelt schreiendes Kind warten zu lassen. Aber auf Dauer wird sich diese Maßnahme für Sie und Ihr Kind lohnen.

Wenn Sie diesen Ablauf jedoch unterbrechen, zum Beispiel, indem Sie Ihr untröstliches Kind doch auf den Arm nehmen und umfangreich betutteln, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich, dass Sie mit der Übung wieder von Neuem beginnen müssen. Wenn Sie Ihr Kind zu Bett gebracht haben, laufen Sie nicht auf Zehenspitzen herum und bemühen Sie sich nicht, keine Geräusche mehr zu machen. Ihr Kind beruhigt es, wenn es Sie hört und das Gefühl hat, dass Sie bei ihm sind.

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